Süßes Gift - Hilfe als Geschäft

Ihr habt bestimmt schon einmal etwas von Entwicklungshilfe gehört, stimmt’s? Ich zumindest hatte das schon, konnte mir aber nicht wirklich etwas darunter vorstellen, bevor ich die Dokumentation „Süßes Gift“ gesehen habe. Darin geht es um die Entwicklungsgelder für Afrika, die, wie das meiste andere auf der Welt, nicht geschenkt sind. Im Film wird somit die Frage gestellt, ob Entwicklungshilfe denn ein Geschäft sei 

Erschreckend ist, dass einige afrikanische Politiker, gerne den Zustand beibehalten möchten, dass Afrika als arm und bemitleidenswert gesehen wird, damit es Gelder von der Weltbank bekommt. Für die Menschen, die dort leben, ist es aber eine Schande arm zu sein. Früher hatten die Hirten immerhin Weideland, Tiere und ein vergleichsweise gutes Leben. Bei einer Dürre starben aber diese Tiere, und die Menschen wurden von einer Hungersnot geplagt. Und an diesem Punkt kommen die Entwicklungshelfer ins Spiel.  

Zuerst in Form von Nothilfe. Dabei werden aus Flugzeugen Nahrungsmittel für die Hungerleidenden herabgeworfen. Seitdem ist aber zur Zeit des Filmdrehs einige Zeit vergangen, und es stellt sich die Frage: Warum wird immer noch Hilfe benötigt? 

Ich halte es für etwas fragwürdig, um nicht zu sagen absurd, dass 80% der Menschen in Afrika Bauern sind, aber nur 10% des Geldes, dass Afrika zur Verfügung hat, in die Landwirtschaft investiert werden. Wenn man nicht in Entwicklung investiert, ist es eben schwierig, dass diese voranschreitet.  

Es gibt zahlreiche verschiedene Projekte der Entwicklungshelfer, die in Afrika tätig sind. Eine norwegische Firma hat beispielsweise versucht, den Menschen in Kenia am Turkana See das Fischen zu lehren, beziehungsweise die Produktion von Frischfisch und Tiefkühlfisch. Nur waren die Norweger auf diesem Gebiet bereits sehr bewandert und haben den Menschen dort, die keineswegs an industrielles Arbeiten gewöhnt waren, eine riesige, unheimlich komplexe Fabrik gebaut, die nach einem mehrwöchigen Probelauf auch wieder geschlossen wurde, weil man weder genug Strom und Wasser, noch jemanden hatte, der die Fabrik leiten konnte. Das Geld, das die Menschen dort einstweilen mit dem Verkauf von Trockenfisch verdient haben, wurde wieder in Herdentiere investiert, die bei der nächsten Dürre wieder starben, man kann eben nicht einfach Hirten zu Fischern machen.  

In mindestens einem Fall hat die Entwicklungshilfe sehr gut funktioniert. Die Schweizer Firma REMEI hat BioRe Tanzania gegründet, einen Betrieb zum Anbau von Bio Baumwolle. Aus einem Projekt mit anfangs 45 Bauern wurde ein System mit über 2000 Bauern, und das Beste: Die Bauern haben das Versprechen, dass ihnen ihre gesamte Ernte immer von REMEI abgenommen wird. Die Personen, die für diesen Betrieb arbeiten, scheinen mit ihrer Arbeit sehr zufrieden zu sein, und ein relativ glückliches Leben zu führen.  

Nun kommen wir aber zur Frage, inwiefern Entwicklungshilfe ein Geschäft ist. Das Geld, dass für Entwicklungshilfe zur Verfügung steht, wird nicht in die afrikanische Wirtschaft investiert, ganz im Gegenteil. Das World Food Programme der UN beispielsweise kauft Mais in Kanada und den USA, um diesen dann in Afrika als Nothilfe zu verteilen. Warum nicht den Mais in Kenia kaufen, wo sehr viel Mais angebaut wird, und gute Bedingungen für dessen Wachstum herrschen? Wieso nicht die örtliche Wirtschaft ankurbeln, sondern wieder im Ausland kaufen? Eben weil das Geld dann dort bleibt, wo die großen Konzerne es haben möchten. Es ist Zeit, dass ursprüngliche Konzept von Entwicklungshilfe zu überdenken und zukunftsorientiert zu planen, um langfristige Erfolge und nachhaltige Ergebnisse erzielen zu können. Außerdem ist es wichtig, dass Afrika nicht mehr nur als Rohstofflieferant für den Weltmarkt betrachtet wird, sonder beispielsweise beginnt aus der angebauten Baumwolle selbst Hemden herzustellen, und dann das Endprodukt zu exportieren, da dies deutlich gewinnbringender wäre.  

Vergesst nicht, so oft wie möglich hinter die Fassaden zu schauen, und scheut euch nicht davor Neues zu lernen. Es ist oftmals sehr augenöffnend sein, sich über Themen zu informieren, von denen man bislang keine Ahnung hatte. Außerdem könntet ihr mal die Schokolade von fairafric probieren, die ist zu 100% in Afrika hergestellt, und das Geld, dass ihr dafür zahlt geht nicht an Riesenkonzerne, sondern wirklich zum Großteil dorthin 

Mir jedenfalls hat der Film die Augen geöffnet und gezeigt, dass es oft wichtig ist, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.  

 

Valentina Teufl, 8O, April 2023. 

 

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