Fairafric: Decolonize Chocolate!

Mein Name ist Elisabeth und meine Lieblingssüßigkeit ist Schokolade. Als Kind mochte ich besonders gerne das Überraschungsei. Neben der süßen Milchschokolade wartete eine Überraschung im Innersten des Eis auf mich. Jeder Verzehr war ein Genuss. Jedoch ahnte ich damals noch nicht, welchen bitteren Beigeschmack diese Schokolade mit sich bringt. Heute schon.  

Ich gehe mal davon aus, dass Ihr alle gerne Schokolade esst. Doch habt Ihr euch jemals gefragt, wie viele Produktionsschritte hinter einer einzigen Tafel stecken und wer am Ende wirklich davon profitiert? (Abbildung unten) Ich mich nicht, bis ich auf die Schokolade von fairafric gestoßen bin.  

 

Abbildung 1: Wertschöpfungskette des Kakaos: Ernteprozess, Zwischenhändler, Exporteure, Verarbeitungsunternehmen, Schokoladenproduzenten, Groß- und Einzelhandel, Konsumenten 

70% des globalen Kakaos stammt aus Westafrika, der Côte d’Ivoire und Ghana, jedoch wird nur 1% dort weiterverarbeitet. Doch wohin geht der Rest? Der Kakao wird in den Globalen Norden zu den Schokoladenfirmen und den Konsumenten und Konsumentinnen exportiert. - Und genau das ist das Problem.  

In der Zeit des Kolonialismus im 19. Jahrhundert kam es durch die europäischen Großmächte zur Ausbeutung von afrikanischen Rohstoffen, darunter Kakao. Die Europäer begannen Kakao in ihre Heimat zu exportieren, um dort Schokolade herzustellen. Heute wird Schokolade überall auf der Welt produziert, dabei werden die kolonialen Strukturen aufrechterhalten. Die Produzenten von Schokolade (im Globalen Norden) werden immer reicher und die Kakaoanbauländer wie Côte d’Ivoire und Ghana (im Globalen Süden) immer ärmer. Doch was kann man dagegen tun?  

Das Unternehmen fairfafric (AG) stellt seit 2016 Bio-Schokolade von „tree to bar“ in Ghana her. Gegründet wurde fairafric von Hendrik Reimers, einem Deutschen. Inspiriert von einer Reise durch Ostafrika, wo er Kaffeebauern und Kaffeebäuerinnen traf, welche auf ihrer Farm Kaffee lokal rösteten und tranken, beschloss er dasselbe mit Kakao bzw. Schokolade zu machen. So entstand fairafric. 

Produziert wird die Schokolade in ihrer solarbetriebenen Fabrik in Amanase in der ländlichen Region Suhums. Die Fabrik liegt neben den Kakaofarmen von Yayra Glover, der ersten Bio-Kakao-Initiative Ghanas. Fairafrc arbeitet mit Yayra Glover zusammen. Durch diese Kooperation erhalten die Kakaobauern und Kakaobäuerinnen einen besseren Lohn und arbeiten unter gerechten Arbeitsbedingungen.  

Ein Bild, das Baum, draußen, Person enthält.

Automatisch generierte BeschreibungEin Bild, das draußen, Baum, Boden, Person enthält.

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Abbildung 2&3: Links Nicholas Dwamena (Kakaobauer) auf seiner Kakaofarm (arbeitet mit Yayra Glover zusammen). Rechts ein Kakaoabaum mit Früchten. 

Fairafric schafft durch die Herstellung von Schokolade vor Ort auch hochqualifizierte Arbeitsplätze in der Region. Zurzeit arbeiten ca. 80 Angestellte in der Fabrik. Durch die lokale Weiterverarbeitung des Kakaos und der Produktion von Schokolade findet die Wertschöpfung in Ghana statt, wodurch das lokale Einkommen steigt. Zum Vergleich liegt Ghanas Einkommen von einer Tonne Kakao bei Export und Wertschöpfung im Globalen Norden bei 2.350 US-Dollar, bei Fairtrade unter denselben Voraussetzungen bei 2.940 US-Dollar (dieser Preis setzt sich aus Fairtrade Prämie 240 US-Dollar + Bio-Prämie 300 US-Dollar zusammen). Durch den „tree to bar“-Ansatz von liegt Ghanas Einkommen pro Tonne Kakao bei 17. 940 US-Dollar. Das ist fast achtmal so viel wie bei der herkömmlichen Schokoladenproduktion. 

Auch kann dies an einer Tafel Schokolade veranschaulicht werden. Nehmen wir an, eine Tafel Schokolade kostet 2 Euro. Bei einer herkömmlichen Fairtrade Tafel kommen nur 8 Cent im Ursprungsland an. Bei fairafric bleiben 82 Cent im Ursprungsland, also Ghana. Bei Fairtrade würden ausschließlich die Kakaobauern und Kakaobäuerinnen profitieren. Bei fairafric alle Akteure beteiligt innerhalb der Wertschöpfungskette von fairafric, wodurch sich das vitale Einkommen verzehnfacht.  

Ihr seht, dass die Verarbeitung von Rohstoffen zu fertigen Produkten im Ursprungsland einen riesigen Unterschied machen kann. Nun stellt sich die Frage, ob es demnach sinnvoll wäre, nur noch mit fertigen Produkten zu handeln, da, wie wir sehen können, dies viele positive Aspekte mit sich bringt. Was denkt Ihr? Sollten wir mit fertigen Produkten handeln oder eher nicht und warum?  


Mit freundlichen Grüßen,  

Elisabeth Sturmer, 8O, 1.3.2023 

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