Die grüne Lüge: Mehr Kabarett als Doku

Wenn man erwartet, durch die Dokumentation an neue Informationen zu gelangen, liegt man hier falsch. Anstatt Expertenaussagen, findet man in „der grünen Lüge“ von 2018 reine Polemik und Schauspielerei.

Kabarettisten anstatt Experten

Kathrin Hartmann spielt in dem Fall die Rolle der allwissenden oder vielmehr "besserwissenden Ökotante“. Zeitgleich lässt der naive und zugleich sympathische Werner Boote die Moralpredigten über sich ergehen.Von ernsthafter Doku keine Spur!

D steht wohl für Drama

Durch die andauernden Diskussionen zwischen den zwei Streithähnen bleibt die Wichtigkeit der eigentlichen Thematik auf der Strecke. Aufgrund des ständigen Zurechtweisens entwickelt man auf Dauer Mitleid mit Boote und Kathrin rückt immer mehr in das Licht der unzufriedenen Ehefrau kurz vor der Scheidung. Am Anfang scheint die Rollenverteilung recht unterhaltsam doch nach eineinhalb Stunden wird es anstrengend.

Doku zum Einschlafen

Sitzt man als Zuschauer auf der Couch, wird man bald feststellen müssen, dass der Spannungsbogen einfach nicht vorhanden ist. Den Film in einem Stück anzuschauen, grenzt an einen Konzentrationsmarathon.

Als wir uns den Film angesehen haben, kam uns eine Frage in den Sinn: Was können wir nun gegen die Lügen der Großkonzerne machen? Darauf konnte uns die Dokumentation leider keine Antwort geben. Auch die allwissende Kathrin, die stets bereit ist, Menschen von ihren falschen Entscheidungen zu belehren, nannte keine Alternativen.


Auffrischung des Allgemeinwissens

Jeder, der im Geographieunterricht etwas aufgepasst hat oder sich nur etwas mit dem Thema „Greenwashing“ auseinandersetzt, wird an dieser Stelle nicht wirklich überrascht. Es ist wohl kein Geheimnis, dass Großkonzerne auf Profit aus sind und nicht die Umwelt retten wollen.

Über das Verantwortungsbewusstsein

Wer trägt den eigentlich die Verantwortung für die grünen Lügen? Sind das die unaufgeklärten Otto-Normalverbraucher oder wohl die bösen Konzerne? Niemand bedenkt aber bei diesen Fragen, dass allein die Kaufauswahl total absurd ist. Auf gut Deutsch: Wieso müssen die Konsumenten entscheiden, ob sie Kinderarbeit „unterstützen“ oder nicht?

Solange es noch keine Gesetze für den alleinigen Verkauf von Fairtrade-Produkten gibt, haben wir es alle  in der Hand. Die Möglichkeit, Arbeitern ein faires Gehalt zu zahlen. Die Möglichkeit, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Die Möglichkeit, gesellschaftlich einen Grundstein für Gerechtigkeit zu setzten. Also nutzen wir diese auch.

Lisa Stadler & Aleksandra Flak, 8oN. März 2022.

Kommentare