Corona, Pocken und die WHO

Erfolge und Fehlschläge der Weltgesundheitsorganisation: Widersprüchliche Aussagen zu Corona sorgen für Kritik an der WHO

 

Was ist die WHO?

Die WHO ist eine Teilorganisation der UNO. Ihre Hauptaufgaben sind die Überwachung und Einschätzung der weltweiten gesundheitlichen Lage sowie die globale Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Seuchen und Epidemien.

Wichtige Erfolge

Die WHO hat dazu beigetragen, dass einige schwere Krankheiten ausgerottet oder stark eingedämmt wurden. Als größten Erfolg sieht die WHO die Ausrottung der Pocken nach einer groß angelegten Impfkampagne  bis 1980. In den nächsten Jahren soll die Kinderlähmung besiegt sein. Die Krankheit ist bereits um 99 Prozent zurückgegangen. Auch mehrere Tropenkrankheiten konnten nahezu ausgerottet werden.

Kritik an der Finanzierung

Hauptkritik an der WHO ist, dass sie durch die Art ihrer Finanzierung von der Pharmabranche abhängig geworden sei. Ihr Budget (für 2018/2019 4,4 Milliarden Dollar) kommt nur zu einem Viertel aus Beiträgen der Mitgliedsstaaten. Drei Viertel sind freiwillige Spenden von Regierungen und privaten Großspendern, viele davon aus der Pharmabranche. Nach den USA gehören die Bill- und Melinda-Gates-Stiftung sowie die Impfallianz Gavi zu den größten Geldgebern.

Schon mehrmals gab es Vorwürfe, dass die WHO im Sinne der Pharmaindustrie Panik verbreitet hat. 2005 warnte die WHO vor der Vogelgrippe und sprach von bis zu sieben Millionen Toten. Die Regierungen gaben weltweit Milliarden für Medikamente aus, blieben aber darauf sitzen. Denn es gab kaum Ansteckungen und weltweit 152 Tote. Vier Jahre später wiederholte sich das bei der Schweinegrippe, als die WHO eine Pandemie ausrief, die Staaten im großen Stil Impfstoffe kauften, das Virus sich aber erneut als weniger gefährlich herausstellte als befürchtet. In Österreich gab es rund 4000 Fälle.

Umstrittene Rolle während der Corona-Pandemie

Kritik erntet die WHO auch für ihren Umgang mit der Corona-Pandemie. So erklärte sie noch Mitte Jänner 2020, das Virus sei vermutlich nicht von Mensch zu Mensch übertragbar. Kritisiert wird auch, dass die WHO erst sehr spät eine Pandemie ausgerufen hat, nämlich Mitte März 2020. US-Präsident Donald Trump warf der WHO deshalb vor, ihre grundlegenden Aufgaben nicht erfüllt und im Interesse Chinas die Ausmaße der Epidemie verschleiert zu haben. Fairerweise muss man allerdings sagen, dass elf Jahre zuvor der WHO bei der Schweinegrippe umgekehrt vorgeworfen worden ist, voreilig eine Pandemie ausgerufen zu haben

Für Kritik sorgen auch die Stellungnahmen der WHO zum Mund-Nasen-Schutz. Noch Ende März 2020 hieß es, die WHO sehe keinen Nutzen im allgemeinen Tragen von Masken. Anfang Juni kam eine Kehrtwende und die WHO sprach sich für Masken in geschlossenen Räumen aus, im Dezember empfahl sie diese sogar bei Besuchen zu Hause.

WHO-Aussagen selbst hinterfragen

Meiner Meinung nach ist die WHO ein sinnvolles Instrument zur weltweiten Zusammenarbeit. Auch dass Fehleinschätzungen bei unbekannten Krankheiten vorkommen können, ist verständlich. Für problematisch halte ich aber die Finanzierung. Ein so wichtiges Anliegen wie die Gesundheit sollte den Mitgliedsstaaten mehr Geld wert sein, damit die WHO nicht von Interessen der Pharmaindustrie abhängig ist. Deshalb möchte ich meine Leser dazu aufrufen: Behaltet bei Aussagen der WHO im Hinterkopf, welche Spender sie zufriedenstellen muss und entscheidet selbst, was ihr für richtig haltet.  

 Marlene Skripac, 8O, Jänner 2021

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