Der Schlüssel zu Leid nennt sich Hilfe

„Wir haben nur 26 Cent zum Überleben.“ „Bitte helft uns, wir nagen am Tropf der Hungerhilfe.“

Sätze wie diese hört man oft von Leuten aus Entwicklungsländern in Afrika. Verwahrlost leben sie in heruntergekommenen Dörfern und kämpfen jeden Tag erneut um Nahrung. Man sieht ihnen den Nahrungsmangel auch an ihren dürren Körpern an, den man in unserer heutigen Welt höchstens einer magersüchtigen Person zuschreiben würde. Ich weiß, was Sie jetzt denken: Geben wir ihnen doch einfach mehr Nahrung, wir haben eh so viel.“ Doch der Gedanke „ihnen einfach mehr Nahrung zu geben“ stürzt diese Leute noch viel mehr in Leid und Armut und den wenigsten von uns ist dies bewusst.

Nahrungsmittelhilfe als Beginn des Leides
„Wieso?“ fragen Sie sich jetzt bestimmt. „Durch die Nahrung müssen sie nicht mehr jeden Tag ums Überleben kämpfen und es würde ihnen besser
gehen.“ Um ehrlich zu sein, das dachte ich mir am Anfang auch. Der Dokumentarfilm „Süßes Gift, Hilfe als Geschäft“ hat mich jedoch zurück auf den Boden der Tatsachen geworfen, mir gezeigt, wie einfach damit, und auch mit weiteren Formen der Hilfe von Industrieländern Geschäft gemacht wird und die Leute, die die Hilfe am dringendsten brauchen in einem Teufelskreis feststecken, der sie immer ärmer werden lässt.

Zuallererst die Nahrungsmittelhilfe: Der Regisseur Peter Heller zeigt, dass diese Form von Hilfe eine regelrechte Abhängigkeit der Leute hervorruft. Wieso sollten sie denn noch selbst arbeiten, wenn das Essen, das sie brauchen jedes Mal in Päckchen vor ihren Türen steht und sie keinen Finger dafür rühren müssen? Die Leute verlernen die Selbstständigkeit durch die eigene Arbeit, was einerseits extrem schädlich für die Wirtschaft des Staates ist, andererseits die Leute von den Industrieländern abhängig macht, da sie selbst nicht mehr wissen, wie sie selbstständig für ihr eigenes Essen sorgen sollen.

Das süße Gift: Die Entwicklungshilfe
Entwicklungshilfe soll hierbei der Schlüssel sein: Sie zielt darauf ab, durch konkrete Anstöße der Industrieländer die Leute unabhängig zu machen und ihnen wieder das eigenständige Arbeiten und Nahrung beschaffen zu zeigen. Dazu wurde eine Summe von 450 Milliarden Euro investiert, trotzdem hat sich in den Ländern nichts verändert, wie kann das sein?

Der Film zeigt dies anhand von drei gescheiterten Beispielen in Kenia (eine Fischfabrik von einem norwegischen Unternehmen), in Mali (ein Staudamm einer deutschen Firma zur Stromversorgung) und in Tansania (Baumwollfarm). Alle drei Projekte hatten nicht auf die Kultur und die Mentalität der Leute abgezielt, auch wurde keine Rücksicht auf die Bedingungen dort genommen, was die Leute, denen eigentlich geholfen werden sollte, noch ärmer als zuvor machte.

Geschäft mit Armut
Entwicklungshilfe, so zeigt der Film auch, ist ein gutes Geschäft für die Industrieländer, denn durch Korruption und Investition in Auftraggeber fließt viel Entwicklungshilfegeld zurück, noch dazu verfällt die Wirtschaft der Entwicklungsstaaten in eine Abhängigkeit von Hilfe.

Mich hat der Film zum Nachdenken angeregt und mir gezeigt, dass es in Wirklichkeit nicht auf temporäre Hilfe der Leute durch Nahrung ankommt, sondern ihnen wirklich zu helfen, unabhängig zu werden und loszukommen von der Abhängigkeit. Deswegen möchte ich auch Sie bitten: Schauen Sie, wenn sie Leuten in Afrika helfen wollen wirklich, das die Hilfe, in die Sie investieren den Menschen dort wirklich hilft, indem man sie unabhängig macht, denn nur so kann man sie wirklich aus dem leidbringenden Teufelskreis holen.

Alina Spitzauer, 8O, April 2020

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