Alpiner Wintersport – dem Tode geweiht?

Jeder, der gerne und schon länger Ski fährt, wird die Veränderungen diesen Sport betreffend beobachtet haben: Die Saison wird immer kürzer und gegen Ende der Saison ist Skifahren nicht mehr wirklich möglich. Der Schnee wird immer weniger, beinahe alle Pisten müssen künstlich beschneit werden, aber trotzdem scheint es nie zu reichen. Es sind immer mehr Touristen unter den Skifahrern, die die Pisten geradezu überfluten. Hier sind die Auswirkungen der Globalisierung spürbar – und dieses Gefühl ist nicht nur angenehm, sondern auch wirklich schmerzhaft.
Der alpine Skisport, allem voran der alpine Wintertourismus, ist ein massiver Wirtschaftsmotor für Österreich und transportiert gleichzeitig die österreichische Kultur und Schönheit des Landes nach außen. Doch dieser Wirtschaftssektor ist in Gefahr: Die immer höheren Besucherzahlen lassen aus wirtschaftlicher Sicht zwar auf Profit spekulieren, jedoch ist Skifahren ohne Schnee unmöglich. Genau dieser wird allerdings immer knapper durch die Klimaerwärmung. Was begünstigt aber wiederum die Klimaerwärmung? – Viele Menschen, die weite Wege nach Österreich im eigenen PKW anreisen und dabei einen beträchtlichen CO2 – Ausstoß bewirken. Durch die Globalisierung ist der Sport international bekannt geworden. Und nun seien wir einmal ehrlich: Wer würde nicht gerne Skifahren in Österreich ausprobieren, wenn man es einmal gesehen hat, wie eindrucksvoll in hoher Geschwindigkeit über den Schnee den Hang hinuntergeglitten wird?
 
Was macht den Skisport so wichtig, dass wir diesen als ein unbestreitbares Argument in Sachen Klimawandel sehen? Die Auswirkungen zeichnen sich schon jetzt ab und wenn der Schnee zu knapp wird und die Wirtschaft im Wintertourismus abbauen muss, geht eine Vielzahl an Arbeitsplätzen verloren. Unternehmen müssen sich umorientieren, ganze Berufsfelder sterben aus, die es in Österreich seit Jahren gab und die zum Bild Österreichs dazugehören wie die Alpen selbst. Diese Aussichten erreichen die Herzen vieler alt eingesessener Österreicher und gleichzeitig auch die jüngere Bevölkerung, die ebenso noch länger den Skisport ausüben und diese zu Österreich gehörige Sportart bewahren wollen. Wie können wir den Skisport retten? Indem wir den Klimawandel bekämpfen und den Schnee behalten. Künstliche Beschneiungen sind kostspielig und wasseraufwändig, also eindeutig nicht die Lösung auf Dauer.


Besonders ironisch sind Urlauber, die gerne Ski fahren und dennoch allein oder in einem kaum besetzten Auto individuell zu einem weit entfernten Wintersportort anreisen. Durch den Schadstoffausstoß begünstigen sie den Klimawandel weiter. Alternativ wäre eine Reise mit dem Zug häufig möglich, ebenso bieten oft Busse eine Fahrt zum gewünschten Ort an, beide Möglichkeiten haben eine bessere CO2 – Bilanz. Ebenso ist es möglich, nicht nur in die beliebtesten, größten Skigebiete zu fahren, sondern möglichst nahe Gebiete zu besuchen, um die Strecke möglichst kurz zu halten. Vor allem Skianfänger müssen nicht unbedingt in ein großes, weit entferntes Skigebiet reisen, weil es einen guten Namen hat, wenn wegen Zeit und/oder dem Können nur die Hälfte der Pisten überhaupt besucht werden können. 


Es ist noch nicht zu spät, zu handeln! Weder wenn es um den Klimawandel an sich geht, noch wenn es um die Sicherung des alpinen Skisports als Kulturgut für die folgenden Generationen geht. Der alpine Wintersport ist nicht dem Tode geweiht – noch nicht. Aber wenn es ohne Veränderung so weitergeht und die Akteure in der Wirtschaft des alpinen Wintersports die Gefahr des Klimawandels nicht wahrnehmen und nicht bald handeln und Maßnahmen ergreifen, könnte irgendwann jede Hilfe zu spät kommen und wir werden nie wieder auf den wunderschön weißen Pisten eindrucksvoll in hoher Geschwindigkeit über den Schnee den Hang hinuntergleiten.

Katharina Mühlberger, 8ON, 4.3.2020

Kommentare