Made in Bangladesch - Bedeutung und Missstände der Textilindustrie in Bangladesch
Wir wollen immer die neuesten Trends mitmachen und das
möglichst günstig! Wie kann ein so geringer Preis zustande kommen? Wer leidet
darunter?
In der Textilindustrie in Bangladesch, aber auch in vielen
anderen asiatischen Ländern, herrschen fürchterliche Arbeitsbedingungen. In den
Fabriken wird viel zu wenig auf Sicherheitsvorkehrungen geachtet, denn die
Gebäude sind oftmals einsturzgefährdet und haben keine ordnungsgemäßen
Fluchtwege. Trotz vorgeschriebenen Mindestlohns erhalten die NäherInnen nur
einen Hungerlohn von dem sie nicht überleben können. Eine Arbeitswoche dauert 7
Tage! Das von uns geliebte Wochenende existiert bei ihnen nicht. Die Beschäftigten
arbeiten zwischen 12 und 14 Stunden täglich. Kommt ein Eilauftrag rein, kann es
durchaus sein, dass sie 24 Stunden durchgehend arbeiten müssen. Die Überstunden
bekommen sie natürlich NICHT bezahlt. Hinzu kommt die Arbeit mit gefährlichen
Chemikalien, für die sie keine Schutzkleidung benutzen dürfen, da sie dadurch
langsamer arbeiten könnten. Üben die Angestellten Wiederstand aus, werden sie
entlassen, denn Vertrag gibt es keinen. Alles nur damit wir die perfekt
gefärbte Jeans tragen können!
Trotz all dieser erschreckenden Fakten sind die Menschen in
Bangladesch auf die Textilindustrie angewiesen. Heute sind rund 3,5 Millionen
Bangladeschi in der Textilindustrie tätig. Doch das war nicht immer so! Erst
seit den 60er Jahren wurde die Produktion von Textilien immer mehr "ins Ausland"
verlagert. Bangladesch konnte lange Zeit besonders günstig produzieren, da es
vom Multifaserabkommen von 1974 ausgenommen war, um die Wirtschaft des Landes
zu stärken. Das führte dazu, dass die anderen Exportzweige des Landes
vernachlässigt wurden. Somit ist heute 1/8 der Gesellschaft (~20 Millionen
Menschen) in Bangladesch von der Textilindustrie abhängig.
Bangladesch hat sich zum zweitgrößten Textilproduzenten der
Welt (nach China) hinauf gearbeitet. 30% der Bevölkerung in Bangladesch gilt
als extrem arm und immer noch werden die Frauen im privaten und öffentlichen
Leben stark benachteiligt. Die Anstellung einer Frau ermöglicht ihr, ihre
Familie zu unterstützen, die Anerkennung der Frauen zu erreichen und eine
Chance auf ein besseres Leben, ohne von einem Mann abhängig zu sein. Der große
Wirtschaftsfaktor senkt die Armut! Als Reaktion wird die Lebenserwartung
erhöht, die Kindersterblichkeit gesenkt und die Chance auf eine
Schulausbildung der Kinder steigt.
Diese verzwickte Situation versuchen mehrere Organisationen,
wie die National Garments Workers Federation, Kampagne für Saubere Kleidung oder die Fair Wear Foundation, zu verbessern. Zusätzlich ist es von großer Bedeutung,
dass WIR alle gegen die schlechten Arbeitsbedingungen protestieren. Eine Lösung
wird wahrscheinlich nicht sein, auf die Produkte zu verzichten und sie nicht
mehr zu kaufen, da dadurch die Wirtschaft in Bangladesch zusammenbrechen würde.
Unser Ziel sollte sein, die Bedingungen zu verbessern, ihnen jedoch nicht die Textilindustrie
wegnehmen. Durch den von uns ausgeübten öffentlichen Druck sind die Marken
geneigt, mehr Geld in die Produktionsverhältnisse und Löhne zu stecken.
Verena Barth, 8O, 9.1.2018
Kommentare
Kommentar veröffentlichen